Im Sommerrefektorium des Stifts präsentierten international anerkannte Experten ihre Gedanken zu Traditionen und den historischen Wurzeln des Weihnachtsfestes.

Die Veranstaltung wurde von Dekan der Donau-Universität Krems, Univ.-Prof. Dr. Christian Hanus, eingeleitet und von der ENA-Vizepräsidentin Dipl.-Ing. Dr. Rosalinde Kleemaier-Wetl, MSc. moderiert.

Es gab zwei, auf die Bräuche der Serben Österreichs bezogene, Vorträge.

Der EA-Vorstand und Vizepräsident der Österreichisch-Serbischen Gesellschaft, Univ.-Prof. DDDr. Wolfgang Rohrbach, wies zunächst darauf hin, daß in das christliche Fest der Geburt Christi, Teile des altrömischen Sonnengott-Kults und des jüdischen Lichterfestes חֲנֻכָּה (Chanukka) übernommen wurden. Weiters wies Prof. Rohrbach auf ein interessantes Phänomen der Serben Österreichs hin; insbesondere in größeren Städten feiern immer mehr Serben das Weihnachtsfest doppelt. Ein Grund dafür sind die Mischehen zwischen orthodoxen Serben und katholischen Österreichern. Allein in Wien gibt es rund 45.000 solcher Ehen. Besonders in Familien mit höherer Bildung interessiert sich in der Weihnachtszeit jeder der Ehepartner für die religiösen Traditionen des anderen. Die Früchte, ergo die Kinder, aus diesen Verbindungen wachsen mit zwei Identitäten auf. Dies führt in Verbindung mit Adventmärkten, der imposanten Weihnachtsbeleuchtung der Straßen und Plätze und nicht zuletzt der Fülle an Firmenfeiern dazu, daß es keine religiösen „entweder-oder“ Entscheidungen mehr gibt, sondern österreichische und serbische Traditionen gleichwertig gepflegt werden. Diese kulturelle Breite schafft gegenseitige Toleranz, Wertschätzung, sowie Achtung und verdrängt engstirnige fundamentalistische Tendenzen.

S.E. Bischof Andrej bezeichnete so denkende und handelnde Menschen in seinem Referat als „in Liebe verbundene“. Und so werden – betonte er nachdrücklich – durch das Weihnachtsfest in seiner vollen Breite der christlichen Nächstenliebe Brücken zwischen den Völkern geschaffen – statt Gräben und Parallelgesellschaften.

Weihnachten wirkt einstweilen auf andere monotheistische Religionen und sogar auf Atheisten, weil vor allem Kinder aller Gruppen sich Weihnachtsbäume wünschen.

Aber es gibt natürlich auch ökonomische Auswirkungen des Weihnachtsfestes, die durch bikulturelle Identitäten verstärkt werden.

In Österreich ist der Weihnachtsbaum ein Muß. Von zu Jause kennen ältere Serben diesen Brauch eher weniger; man macht es aber trotzdem. Auch die Besuche der Festgottesdienste feiern eine Renaissance.

Stadtverwaltungen spielen meist mit und lassen die festlichen Weihnachtsbeleuchtungen auch zu den serbisch-orthodoxen Weihnachtsfeiertagen erstrahlen, betonten Thomas Arthaber, stellvertretender Vorsitzender der Waldviertler Akademie und Guido Miklautsch, MSc., MBA, Referatsleiter der Wirtschaftskammer.